Acker-Ziest

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Acker-Ziest

Acker-Ziest auf São Jorge, Azoren

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Lamioideae
Gattung: Zieste
Art: Acker-Ziest
Wissenschaftlicher Name
Stachys arvensis
(L.) L.

Der Acker-Ziest (Stachys arvensis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Zieste (Stachys) in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Illustration aus Sturm
Ausschnitt eines Blütenstandes
Zygomorphe Blüten

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Acker-Ziest wächst als einjährige, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von meist 30 bis 40 (10 bis 50) Zentimetern. Der schlanke Stängel ist niederliegend, seltener aufrecht, sparrig reich verzweigt und oft violett überlaufen sowie spärlich flaumig behaart. Die Internodien sind 1 bis 8 Zentimeter lang.

Die Laubblätter sind gegenständig am Stängel angeordnet. Die unteren Laubblätter sind 0,5 bis 2 Zentimeter lang gestielt und die oberen sitzend. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von 1 bis 3 Zentimetern und einer Breite von 0,8 bis 3 Zentimetern breit-eiförmig bis breit-elliptisch mit herzförmiger Spreitenbasis, stumpfem Ende und stumpf gekerbtem Blattrand. Die netznervige Blattspreite ist oberseits dicht flaumig behaart sowie unterseits spärlich flaumig behaart.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gesamtblütenstand umfasst etwa sechs bis zwölf weit auseinanderliegende Scheinquirle mit jeweils vier bis sechs Blüten. In diesem Bereich sind die sitzenden Blätter kürzer als die Kelchblätter mit keilförmiger Basis und mehr oder weniger glattem Rand. Die Deckblätter sind etwa 1 Millimeter lang. Die kurzen Blütenstiele sind etwa 1 Millimeter lang.

Die zwittrigen, zygomorphen, fünfzähligen Blüten sind 6 bis 9 Millimeter lang mit doppelter Blütenhülle. Fünf Kelchblätter sind glockig verwachsen. Der dicht abstehend behaarte und besonders auf der Oberseite violett überlaufene, zehnnervige Kelch ist zur Blütezeit 6 bis 7 Millimeter lang und zur Fruchtzeit 7 bis 8 Millimeter lang[1] und urnenförmig. Die fast gleichen Kelchzähne sind etwa so lang wie die Kelchröhre und sind zur Blütezeit lanzettlich, aber zur Fruchtzeit fast so breit wie lang mit spitzem Ende. Die zweilippige Blütenkrone ist mit einer Länge von 6 bis 8 Millimeter kürzer oder kaum länger als der Kelch. Die fünf weißen, bleichrosafarbenen oder roten Kronblätter sind verwachsen. Die gerade Kronröhre ist innen mit einem Haarring versehen. Die gerade Oberlippe ist bei einer Länge von 1,5 bis 2,5 Millimetern eiförmig und außen flaumig behaart. Die 2 bis 3 Millimeter lange ausgebreitete Unterlippe ist ebenfalls gerade vorgestreckt und außen flaumig behaart, dreilappig mit abgerundetem oder gekerbtem Mittellappen sowie kleineren, eiförmigen Seitenlappen. Die Staubbeutel sind violett, sie liegen unter der Oberlippe.[1]

Die Klausenfrucht zerfällt in vier Teilfrüchte, diese Klausen sind etwa 1,5 Millimeter lang, eiförmig, fein warzig-rau und von schwarzbrauner Farbe.[1]

Die Blütezeit liegt vorwiegend in den Monaten von (Juni) Juli bis Oktober (November).[1]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 10 oder 18.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schwerpunkt Verbreitung des Acker-Ziest ist das atlantische Europa. Ostwärts kommt er vor bis Schweden und Polen, Fujian, Guangdong, Guangxi und Taiwan sowie Russland; im Mittelmeerraum ist er seltener, er kommt aber auf den Azoren, den Kanaren, auf Madeira und in Nordafrika vor bis Griechenland und Kreta. Darüber hinaus kann er auch verschleppt vorkommen. Seine Vorkommen im atlantischen Nordamerika bis Brasilien sind wahrscheinlich spätere Einbürgerungen.[2]

Der Acker-Ziest wächst auf Sandböden oder kalkarmen Lehmböden in wintermilder Klimalage auf feuchten Äckern oder in Gärten. Kalkböden meidet er. Er ist eine Kennart des Setario-Stachyetum arvensis, einer Hackunkrautgesellschaft (Polygono-Chenopodienion). Infolge Intensivierung der Landwirtschaft ist er aber selten geworden. Er kommt auch an Grabenrändern und auf Teichschlamm vor.[1] Er steigt im Kanton Wallis bis 1000 Meter Meereshöhe auf.[1]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3+ (feucht), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 2 (sauer), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 2 (subozeanisch).[3]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kleinen Blüten sondern nur wenig Nektar ab und werden nur spärlich von kleinen Bienenarten besucht.[1] Selbstbestäubung ist die Regel.[1]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Art wurde durch Carl von Linné unter dem Namen Glecoma arvensis erstveröffentlicht;[4] in der zweiten Auflage seines Werkes Species Plantarum im Jahr 1763 hat er diese Art in die Gattung Stachys gestellt.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
  • Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. 2. Auflage. Band V. Teil 4: Angiospermae: Dicotyledones 3 (4) (Labiatae – Solanaceae). Carl Hanser bzw. Paul Parey, München bzw. Berlin/Hamburg 1964, ISBN 3-489-78021-3 (unveränderter Nachdruck von 1927 mit Nachtrag).
  • P. W. Ball: Stachys. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 3: Diapensiaceae to Myoporaceae. Cambridge University Press, Cambridge 1972, ISBN 0-521-08489-X, S. 157 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Xi-wen Lin, Ian C. Hedge: Lamiaceae. In Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 1994, ISBN 0-915279-24-X, S. 184 (englisch)., Stachys arvensis online. (Abschnitt Beschreibung und Vorkommen)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 4. Verlag Carl Hanser, München 1964. S. 2415–2416.
  2. Stachys arvensis. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 22. April 2020..
  3. Stachys arvensis (L.) L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 20. Januar 2023.
  4. Glecoma arvensis L., Herbarbeleg des Department of Phanerogamic Botany Swedish Museum of Natural History.
  5. Carl von Linné: Species Plantarum, Editio Secunda, 2, 1763, S. 814 eingescannt bei biodiversitylibrary.org.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Acker-Ziest (Stachys arvensis) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien